Demokratie als Lebensform: Das Theodor-Heuss-Haus ist wieder eröffnet

Von
Michael Schoberth, Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus

Das Theodor-Heuss-Haus in Stuttgart ist nach langem Umbau wieder eröffnet. Die neu konzipierte, biografische Dauerausstellung "Demokratie als Lebensform" beleuchtet schlaglichtartig das Leben und Wirken des demokratischen Paars Theodor Heuss und Elly Heuss-Knapp.

Mit einem Festakt ist am 15. Mai 2023 das Theodor-Heuss-Haus in Stuttgart wiedereröffnet worden. Unter den rund 450 geladenen Gästen waren als Festredner Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sowie der Ministerpräsident von Baden-Württemberg Winfried Kretschmann, die Bundesministerin a.D. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Oberbürgermeister von Stuttgart Frank Nopper.

Nach umfangreichen Umbauarbeiten ist das Museum mit einer neu konzipierten, größeren Dauerausstellung und einem umgestalteten Garten seit dem 16. Mai wieder für Besucherinnen und Besucher geöffnet.

Nach einem Rundgang durch die neue Dauerausstellung „Demokratie als Lebensform“ im Theodor-Heuss-Haus sprach Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier beim Festakt im Stuttgarter Rathaus: „Ohne die Rede ist die Demokratie nicht denkbar. […] In der Ausstellung konnte ich die Kladde bewundern, in der Theodor Heuss alle seine Redeanlässe notiert hat. Es waren schon mehr als tausend, bevor er Bundespräsident wurde."

Mit Blick auf den Klimawandel und die Herausforderungen der liberalen Demokratie sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: „Gerade in dieser Zeit der Umbrüche und Veränderungen gilt das, was Theodor Heuss uns allen aufgetragen hat: Wir debattieren anhand von Argumenten – und wir sind immer am Gelingen interessiert. Das ist Demokratie als Lebensform.“

In seiner Ansprache sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann: „Es ist großartig wie man im Theodor-Heuss-Haus in die Gründungsgeschichte unserer Demokratie eintauchen kann. Die Gedanken von Theodor Heuss leben bis heute weiter und inspirieren alle, die sich für Demokratie einsetzen. Demokratie und Freiheit sind nicht nur Worte, sondern lebensgestaltende Werte. Theodor Heuss war ein integrierender Demokrat. Wo andere polarisierten, führte er zusammen.“

Im Anschluss diskutierten bei einem Round Table Prof. Dr. Ludwig Theodor Heuss (Enkel von Theodor Heuss), Dr. Thomas Hertfelder (Geschäftsführer Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus) und Dr. Gudrun Kruip (Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus und Kuratorin) über „Demokratie als Lebensform. Das Theodor-Heuss-Haus in der Zeitenwende“.

"Das Theodor-Heuss-Haus ist neu und aufregend anders", sagte Dr. Thomas Hertfelder, Geschäftsführer der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus. „Das 20. Jahrhundert hat uns in Sachen Demokratie und Diktatur eindrückliche Lektionen erteilt. Das Theodor-Heuss-Haus erinnert daran. Es ist eine Einladung an alle, über die Zukunft unserer freiheitlichen Demokratie nachzudenken.“

Als erster Bundespräsident hat Theodor Heuss (1884–1963) das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland maßgeblich mitgestaltet und im In- und Ausland erfolgreich für die junge Demokratie geworben. Sein ehemaliges Wohnhaus im Stuttgarter Norden ist heute einer der spannendsten Orte in Baden-Württemberg zur deutschen Demokratiegeschichte.

Die Dauerausstellung "Demokratie als Lebensform"des Theodor-Heuss-Hauses zeigt die Wohnräume und den Garten des ersten Bundespräsidenten und ermöglicht einen Einblick in seinen Lebensstil um 1960. Die Besucherinnen und Besucher erfahren alles über Leben und Werk von Theodor Heuss und seiner Frau Elly Heuss-Knapp, die als Pädagogin, Frauenrechtlerin und Politikerin wirkte. Ein Schwerpunkt der Schau liegt auf der Entstehung des Grundgesetzes, dessen Bedeutung sich die Gäste spielerisch erschließen können. Dem Amt des Bundespräsidenten widmet sich ein eigener Ausstellungsteil.

Neben der Dauer- und den Sonderausstellungen lädt das Theodor-Heuss-Haus zu wechselnden Veranstaltungen ein. In öffentlichen Vorträgen und Podiumsdiskussionen setzen sich renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts auseinander. Das Thema der Schwerpunktreihe 2023 lautet „Zeitenwende. Demokratien und die autoritäre Herausforderung“.